Malisch

Im Frühsommer 2012 kam es dazu, daß sehr spontan ein weiterer Hund bei uns einziehen sollte. Ein armer, ängstlicher Rüde, der schon sehr viel mitgemacht hatte auf den Strassen Moldawiens. Sonntags morgens war es dann soweit, ein sehr netter, junger Helfer der Tiernothilfe Moldawien kam mit dem frisch eingereisten Hund extra aus dem fernen Nürnberg zu uns und brachte uns MALISCH! Dünn, ängstlich, gestresst von der langen Reise. Dann passierte, was nicht passieren darf, aber trotz absoluter Sorgfalt passieren kann: Malisch ergriff die Flucht, direkt in den nahegelegen Wald hinein. In wilder Panik rannten und fuhren wir los, riefen und rannten, keine Chance. Er würde kopflos geradeaus rennen, in den grossen Wald, den mittig die Autobahn 57 durchzog. Das konnte kein gutes Ende nehmen, kamen doch nach dem großen Wald Hauptstrassen, der Hund war menschenscheu und zudem leicht gehbehindert bedingt durch eine alte Verletzung in Moldavien. Wir suchten stundenlang, ohne Erfolg. Noch mitten in der Nacht meldeten wir Malisch bei Tasso um und pflasterten den ganzen Kreis Kleve mit Plakaten, informierten Tierheime, Behörden und die Polizei, doch niemand konnte uns helfen. Es war aussichtslos! Eine Woche später kam unser Nachbar angeschlurft und fragte recht dumm: "Sucht ihr den Hund noch? Ich hab den gesehen!" Ja nee, is klar! Ü70, Hornbrille und sonst auch nicht grade ganz oben auf unserer Sympathieliste. Naja, dachte ich mir, sei höflich und geh mit, wenn er schon rüberkommt und es gut meint. Ich taperte hinter ihm her, durch das junge Maisfeld zum Waldrand und in dem Moment, wo Herr Nachbar sagt:"Hier war´s!", zischt es im Gebüsch und Malisch springt genau vor meine Füße und rast davon. Unglaublich aber wahr und scheinbar fit und unverletzt jagte er davon. Kopflos sprintete ich los, natürlich ohne Erfolg. Wir stellten von nun an abends bestes Futter zum locken in unsere Lagerhalle, die Katzen wurden fett und fetter, aber keine Spur vom Hund. Eine Überwachungskamera wurde angeschafft, die nachts filmte. Hochinteressant, was unsere Katzen und Hühner nachts so treiben! Irgentwann waren auch die Katzen übersättigt und nichts tat sich auf den Filmen, trotzdem war jeden Morgen der Napf ratzeleer. Wieder half Adlerauge von nebenan:"Wißt ihr eigentlich, daß jeden Abend eine 4-köpfige Igelfamilie zum Festmahl kommt?" Natürlich waren die Stachler kleiner, als die Einstellung der Linse und machten sich ungefilmt über das Hundefutter her. Also alles Blödsinn und nach drei Wochen ohne Lebenszeichen, oder Hinweis gaben wir auf. Die Ahnungslosigkeit, was passiert war und die Schuldgefühle machten uns fertig. Einige Tage später klingelte nachts um halb drei mein Handy. "Wieso macht dich das Ding jetzt wach und hängt nicht am anderen Ende der Wohnung am Ladekabel???" dachte ich mir und ging dran. "Hallooo erstmal! Haben Sie schon geschlafen?" trällerte mir eine gutgelante Männerstimme entgegen. Doofe Frage, schlechte Laune! "Wie geht´s Ihnen denn so?". Ein Irrer, dachte ich! "Und mit wem spreche ich denn da?" fragte er nach zehn lustigen Fragen rund um meine Lebensgewohnheiten. Jetzt reichte es mir:" Ja und mit wem bitte spreche ich hier, so mitten in der Nacht???". Er sang sichtlich amüsiert:" Mit der gelderner Polizeiheiii!". Ups; wach, aber sowas von! Ich fragte vorsichtig:"Was ist denn los???". Er konsumierte wohl die ganze Zeit Scherzkekse und das Spiel ging weiter: "Ja was meinen sie denn?!". Adrenalin pur! "Ja was???". Kunstpause seinerseits und dann kam ganz cool:" Sagt Ihnen der Name Malisch was?". Mir wurde heiß und kalt: "Haben Sie ihn gefunden???". Level 4: "Ja was meinen Sie denn?!". Schnappatmung meinerseits:" JA, sonst würden wir hier nicht so nett plaudern!". Erste konkrete Ansage der Nacht: "Richtig!". "Lebt er????"-"Ja was meinen Sie denn?!", aber jetzt bemerkte der Guteste, daß es reichte und er klärte mich auf, daß sich Malisch betäubt bei einer Tierärztin befände und wir dort hinfahren sollen. Er war von einer Dame auf dem Friedhof im Dorf gefunden worden, die sich nicht nähern wollte und die Poizei rief. Leider haben wir diese Dame nie gefunden, um uns bei ihr zu bedanken! Wir fuhren also los und schellten an der Praxis. Eine kleine, gelbgewandete Frau riss die Tür auf und brüllte uns entgegen: "Frösche!!! Überall Frösche!!!" Geschockt sahen wir zu Boden, ob wir auf einen Frosch getreten waren oder ähnliches und sie brüllte weiter:" Rein kommen! Tür zu, schnell die Tür zu!!!". Wir folgten dem Befehl, knallten die Türe zu und sie sagte, plötzlich völlig tiefenentspannt: "Sie müssen wissen, ich habe eine Froschphobie!" Okeeee, eine Froschphobie...! Auf unsere panische Frage, ob Malisch verletzt sei, zuckte sie nur mit den Schultern und sagte trocken, sie wäre alleine in der Praxis und hätte ihn deshalb nicht untersuchen können. Sie führte uns zu ihm und wir fanden ihn mehr als betäubt, auf dem Boden liegend, in einer Lache aus allem, was aus einem Hund so austreten kann. Wütend schrieben wir die Rechnungsadresse auf und wollten schleunigst gehen. "Haben Sie einen Maulkorb dabei?" Äh, wie bitte?! "Ohne gebe ich ihnen das Tier nicht mit, ist aggressiv!" Aggressiv??? Halbtot!!! Sie knebelte den röchelnden Hund und folgte uns zum Auto, schloss eigenhändig die Tür, damit der gefährliche Hund auch ja nicht flüchtete. Wie gesagt: halbtot! Freakshow xxl! Zu Hause angekommen legten wir ihn in den sicheren Zwinger und während wir warteten, daß er zu sich kam, informierten wir mitten in der Nacht den netten, jungen Tierschützer, mit dem wir die ganze Zeit des Suchens ständig in Kontakt standen. Riesenfreude! Malisch erwachte zum Glück irgentwann, verzog sich in die Hundehütte und das nächste Abenteuer begann. Er kam nicht raus, frass nicht und nähern war seeeehr zwecklos. Also verbrachte ich jede Pause im Hundezwinger, rücklinks im Hütteneingang sitzend, ein Mayobrötchen für mich, ein Leberwurstbrot für den Hund. Nähern, oder bloß angucken endete mit Löchern in meinen Fingern. War dies ein lohnendes Leben für eine Hund? Zweifel machten sich breit. Eines Tages, als ich die nur nachts abgesetzten Häufchen vor der Hütte wegmachte, schnellte er aus der Hütte, sprang dahinter und war eingeklemmt. Meine Chance!!! Ich sprang auf die Hütte, packte ihn von oben am Halsband und puhlte liegend mein Handy aus der Hosentasche. Ich rief meinen Mann an, er möge sofort mit einer Leine zum Zwinger kommen. Keine Ahnung, was jetzt kommen könnte, leinte ich ihn an und wir kippten die Hütte um, damit Malisch sich nicht mehr verschanzen konnte. Zwar stellten wir ihm mittels einer zweiten Hütte eine sichere Ecke zur Verfügung, aber kein Fort Knox mehr. Verwunderlicherweise lederte er mich nicht ab und von nun an wurde alles jeden Tag ein kleines Stückchen besser. Nach einiger Zeit konnten wir spazieren gehen und er jammerte sogar, wenn er zurück in den Zwinger musste. Das tat weh! Eines Sonntagsmorgens dann, als wir mit unseren besten Freunden im Zwinger standen und Malisch tüddelten, kam es zu einer Kurzschlussreaktion meinerseits und ich beschloss:" Raus mit ihm, entweder er haut ab, dann stirbt er glücklich in Freiheit, oder...was auch immer!". Gesagt, getan, wieselte er einige Runde um den Hof und nichts passierte! Der Hammer! Erst einige Stunden später war er dann spurlos verschwunden! "Oh Gott, was hab ich getan?", schoss es mir durch den Kopf! Suchen, rufen, nichts. Aus irgenteinem Impuls schaute ich in seine Ecke im Zwinger und da lag er friedlich schlummernd im Körbchen! Der Oberhammer! Am nächsten Tag durfte er natürlich wieder raus und als ich ihn am Abend in den Zwinger bringen wollte, stand er wie selbstverständlich in der Reihe der anderen Hunde, Blick auf die Türklinke, Sofa ruft. Ich öffnete mal einfach, alle stürmten rein und als wenn er sich auskennt, lief er zum Sofa, sprang drauf und die Sache war für ihn gegessen! Es war unglaublich!!! Unglaublich schön! Willkommen zu Hause, Malisch!

Fremden gegenüber ist er nach wie vor skeptisch, aber ansonsten ist er seit diesem denkwürdigen Tag der charmante Schmuser, der uns hoffentlich noch lange Zeit erhalten bleibt!

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